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Rose Juli1910
alte Postkarte "Die Rose von Dilsberg" 1910 Nr. 2829 Foto: Rich. Marth Heidelberg Rückseite

Aufnahme von der Uraufführung "Rose von Dilsberg" im Juli 1910. Die Hauptrollen spielten damals noch Berufsschauspieler. Vorne stehend links mit dem länglichen Schild und Landschadwappen (Harfe) der Dichter Bruno Hermann Hottenroth, rechts hinter ihm in der "Rose"-Rolle seine Frau. Sämtliche Komparsen sind Dilsberger Einwohner.
 

 1. Roseaufführung Juli 1910

Insgesamt 14 Aufführungen in 1910

Die alte Sage vom tragischen Schicksal von der "Rose", Tochter des Grafen von Lauffen, war für den Dichter Bruno Hermann Hottenroth Vorlage zu seinem Volksstück "Die Rose von Dilsberg". (Diese Sage aus dem Neckartal wurde von Heinrich Wenzel als 167zeiliges Dichtepos in „Aus Rheinlands Wunderhorn“ veröffentlicht und betitelt mit "Die Totenhochzeit".) Hottenroth arbeitete die alte Mär zu einem Ritterspiel um und plante in Dilsberg deren Freiaufführung, wie nachfolgende Zeilen beweisen.

In einer Einladung an "Seiner Königlichen Hoheit den Großherzog von Baden", den Spielen in Dilsberg beizuwohnen, hieß es u.a.: "Nachdem dem ehemaligen Bühnenmitglied & Schriftsteller Bruno Hermann Hottenroth es in Heidelberg nicht vergönnt war, seine Idee, eine Badische Freilichtbühne größeren Stils auf dem Heidelberger Schlosshof zur praktischen Ausführung zu bringen, hat sich die Gemeinde Dilsberg bereit erklärt, denselben zu unterstützen und zwar dadurch, dass dieselbe für den betreffenden Zweck dem Unternehmen einen hierfür geeigneten Platz zur Verfügung zu stellen." Der Großherzog aber lehnte des Dichters Einladung ab und blieb dem Volksschauspiel der Gemeinde Dilsberg fern.

Uraufführung  "Die Rose von Dilsberg" 1910

Rose Juli1910 12Die Hauptdarsteller vor der Aufführung im Sommer 1910. Rechts im Bild: Bruno Hermann Hottenroth. Diese Aufnahme entstand im (jetzigen) Pfarrgarten, dort, wo nach wie vor sämtliche Theateraufführungen der Dilsberger Laienbühne stattfinden.

Eine Meldung im Heidelberger Tageblatt - General Anzeiger vom Samstag, 10. Juni 1910, verrät uns: "Dilsberg. 9. Juni (Volksspiele auf der Bergveste). Die Rollenbesetzung für die Spiele ist nun endgültig vollzogen und ruht in den Händen von bewährten Kräften. Die zur Handlung erforderliche Musik ist nach alten Weisen vom Dichter zusammengestellt."
  
Da sich der ursprünglich gewählte Platz als nicht ausreichend erwies, hat Herr Hottenroth durch Pachtung des Wallgartens, der bisher dem Publikum verschlossen war, einen Platz von ziemlicher Größe gewonnen. Die Naturbühne wird in eigenartiger Einfachheit angelegt, von der Wehrmauer der Burgruine umschlossen und von jedem Platz gleich gut zu übersehen sein. Außer den elf Hauptdarstellern werden noch etwa 180 Personen mitwirken.

Rose Juli1910 03Bis heute ist der einmalig schöne Platz Bühne für sämtliche Aufführungen geblieben, ob für die "Rose" oder andere Stücke (Räuber Hotzenplotz, Das tapfere Schneiderlein usw.). Es scheint, dass die Dilsberger es tatsächlich dem Dichter Hottenroth zu verdanken haben, diesen beschaulichen Ort als Bühne und Kulisse für schauspielerische Darbietungen und Leistungen entdeckt zu haben.
 
Wie dem auch sei, aus der obenstehenden Meldung erfahren wir zugleich, dass Hottenroth die für das jeweilige Bühnenspiel vorgesehene Musik "nach alten Weisen" zusammenstellte. Allerdings aus z.T. damals recht "populären", wie wir später aus den Zeitungskritiken entnehmen konnten. Da wurde gutgemeint empfohlen, die Variation von "Muss i denn, muss i denn" zu streichen - was daraufhin erfolgte und dem Gesamtablauf des Stückes zugutekam.
  
Die Uraufführung der "Rose von Dilsberg" erfolgte am Sonntag, 3. Juli 1910, nachmittags 17 Uhr. Bruno Hermann Hottenroth verstand etwas von "public relations": nebst vielen Ankündigungen in den Tageszeitungen (Artikeln, Anzeigen) gab es noch den Verkauf von Ansichtskarten und Textbüchern, und zur Bequemlichkeit des Publikums wurde zwischen Neckargemünd und Dilsberg ein Wagenverkehr eingeführt.
  
Rose Juli1910 04Zwischen Neckargemünd und Dilsberg gab es dem Neckar entlang noch keine ausgebaute Straße. Erst 1932 wurde diese Straße geschottert und geteert. Vorübergehend (1924) bestand dort sogar eine Sonntagssperre für den Autoverkehr!
 
Außerdem war nach dem Schluss der Uraufführung eine "Höhenbeleuchtung" vorgesehen. Ob auch dies eine Premiere für den Dilsberg war? Eine von verschiedenen Verkehrsvereinen im Juli 1926 durchgeführte Attraktion fand großen Erfolg im Neckartal, die Beschießung bzw. Höhenbeleuchtung des "Dilsberg im Feuerzauber" (mit Gesamtkosten in Höhe von 1000 Reichsmark).
   
Rose Juli1910 05Am 15. August 1910 wurde das erste Spieljahr der "Rose von Dilsberg" beendet. Mit Erfolg! Tausende Besucher nahmen den beschwerlichen Weg zum Burgflecken in Kauf und begeisterten sich an diesem geschichtsträchtigen Ort an dem romantischen Schauspiel. Sämtliche Darsteller, auch die beteiligten Ortsbewohner - die 180 Mitwirkenden - bekamen von den damaligen Zeitungsreportern und Theaterkritikern lobende Worte: 
 
"Die Kostüme waren wirklich historisch gehalten und boten ein farbenprächtiges Bild. Der Hochzeitszug zeugte von geschickter Arrangementskunst, hier haben besonders die Dilsberger Mädchen Gelegenheit, sich in vollem Schmucke zu zeigen."Das Ergebnis des ersten Spieljahres 1910 konnte sich sehen lassen! Vier- bis fünftausend zahlende Zuschauer erlebten die insgesamt 14 Aufführungen der "Rose von Dilsberg".
  
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Der Gesamteinnahme von 6500 Mark stand eine Ausgabe von 6400 Mark gegenüber. Der Regisseur und Spielleiter Hottenroth und auch die Berufsschauspieler bekamen Gage, die Dilsberger dagegen spielten um die Ehre, "for umme"!
 
Dass nach den Aufführungen von den Mitwirkenden der "Rose" kräftig gefeiert wurde, ist verbürgt! In einem Dilsberger "Strafprotocoll" wurde dies sogar vom Dorfpolizisten Fischer akribisch festgehalten:

"Am 24. Juli 1910 im Gasthaus 'Zum Deutschen Kaiser' über die Polizeistunde verwischt: Karl Müller, Steinhauer; Mathias Mechling; Friedrich Kaiser, Schauspieler; Ernst Laskowski, Schauspieler; Karl Marer, Student. Je eine Mark Strafe." Ernst Laskowski, vom Stadttheater Hirschberg in Schlesien, spielte in der "Rose" die Rolle des Schlosshauptmanns, im "Frühlingsopfer", ein Jahr später, den Part des "Fortio". Übrigens, das "Feiern" nach den Aufführungen ist noch heute in Dilsberg gute Tradition!
   
Rose1910 DarstellerUnd die Dilsberger Germaninnen konnten sich im schönsten Schmucke zeigen. Dilsberger Frauen, voller Stolz in die Kamera blickend, in diversen Rollen bei den Volksspiele 1910.
 
Ganz links, als Jüngste auf dem Bild, Pauline Roth. Hintere Reihe (2. v. links): Maria Ohlhauser geb. Mechling; (als 3. v. links) .... Brox; (5. v. links) Barbara Erles geb. Bub; stehend rechts: Elisabeth Greulich.
 
 

Text: Frans Hermans 2000
Bilder: Archiv Frans Hermans
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Und zeigt uns Bilder aus vergangenen Zeiten / die längst verschwunden und vergessen sind ..."    (Rose-Manuskript 1910)
 

Artikel: „Die Rose von Dilsberg" - Uraufführung 3. 7.1910

„Die Rose vom Dilsberg". Der Besuch der heutigen Aufführung des Volksspiels hatte einerseits unter der ungünstigen, weil kühlen Witterung, anderseits darunter zu leiden, dass in der Umgebung verschiedene Turn- und Sängerfeste stattfanden. Immerhin waren etwa 600 Zuschauer anwesend, die dem Stück mit Interesse folgten.  Erfreulicherweise hatten sich auch Fremde eingefunden. Die Spieler haben sich nun sehr gut zusammengefunden und bringen eine gerundete Aufführung heraus. Besonders hervorzuheben ist die liebenswürdige, natürliche Spielweise der jugendlichen „Renate". Hottenroth gibt den Ulrich in markiger, nur manchmal etwas übertrieben raubritterischer Art. Gut trifft Goswin Hoffmann den hinterlistigen, schadenfreudigen Charakter des Schwalbennest-Herrn.  

Für   seine   einseitige Schwarz- und Bosheit zeichnet er ja nicht verantwortlich. Der Zettel verzeichnet für seine Rolle (Wolf, Ritter von Hirschhorn), einen nichtanwesenden Georg Stiebert. Leo Herzog stellt eine sympathische Jünglingsgestalt und wird in der gediegenen Auffassung seiner Rolle von seiner Partnerin, Lenchen Tornettoh aufs Beste unterstützt. Fritz Kaiser und Jenni Riemeck verkörpern die Besitzer der Burg Dilsberg sehr ansprechend. Weitaus die beste Leistung aber bietet Ernst Laskowski mit seinem „Schlosshauptmann". Alles in allem: Die Aufführung des Volksstückes lohnt einen Besuch des reizend gelegenen Dilsbergs; last not least - auch die Verpflegung ist gut.

(Heidelberger Tageblatt vom Dienstag 26. Juli 1910. Nr. 171)

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alte Postkarte "Die Rose von Dilsberg" 1910 Nr. 2833 Foto: Rich. Marth Heidelberg Rückseite
   

    
Artikel: Die Rose von Dilsberg.

Die Volksspiele auf der Burgfeste Dilsberg haben mit dem gestrigen Tage ihr Ende erreicht. Das herrliche Wetter hatte gestern ein zahlreiches Publikum angelockt, das der Aufführung reges Interesse entgegenbrachte. Für die auffallenden Schwächen des Stückes wurde man durch eine anmutige Szenerie und tüchtige schauspielerische Leistungen entschädigt, die  an  dieser  Stelle  bereits  gewürdigt  wurden.  Uns erübrigt sich nur noch, darauf hinzuweisen, dass für den früheren Darsteller der Hauptrolle, des Lauffen, Herr Heinz Schwamborn bei den drei letzten Aufführungen eingetreten ist. Der junge Schauspieler musste ohne vorhergegangene Probe spielen, und doch gelang es ihm, uns ein anschauliches Bild dieses redlichen und getreuen Mannes zu geben. Für die entsetzlichen Seelenqualen, die diese stolze kraftvolle Ritterlichkeit wohl beugen, aber nicht brechen kann, wusste Herr Schwamborn ergreifende Töne zu finden, die seinem schauspielerischen  Verständnis  und Empfinden alle Ehre machen.

(Heidelberger Tageblatt vom Dienstag 16. August 1910. Nr. 189)

 
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alte Postkarten "Die Rose von Dilsberg" 1910 Nr. 2834/2830 Foto: Rich. Marth Heidelberg Rückseite1 / Rückseite2

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alte Postkarten "Die Rose von Dilsberg" 1910 Nr. 2836/2831 Foto: Rich. Marth Heidelberg Rückseite1 / Rückseite2
 
Text: Frans Hermans 2000
Bilder: Archiv Frans Hermans
 
 
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