"Rose von Dilsberg" 2000 – Das Ritterspiel
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Premiere |
Bange Blicke wanderten am Wochenende auf dem Dilsberg zum Himmel und zum Horizont um die Neckarberge: wird das Wetter halten und die "Rose von Dilsberg" aufblühen lassen? Es war schon ein wahres "Wechselbad der Gefühle", das nicht nur den Inhalt dieses Stückes bestimmt, sondern diesmal den Verantwortlichen zusetzte. Schließlich siegte die Sonne über das graue Gewölk und alsbald konnte die "Anfangsszene" starten. Der fahrende und lebenslustige Geselle (Hermann Streib) wurde vom Pförtner (Gerhard Schilling) in ein wundersames Geschehen eingeweiht, das sich alljährlich in Mondnächten im Juli im Dilsberger Burggemäuer abspielt, verkörpert durch zarte durchsichtige Elfen, die im Dämmerlicht die Burg umschweben (glänzend einstudiert von Evelyne Krüger-Maitrel). Die Moderne weicht zurück, es erscheint das Mittelalter und seine Fehden um Männerehre, Ritterwort, traumgesichtige Frauen und plötzliches Liebesleid im Rahmen einer tragisch und doch versöhnlich endenden Grafenhochzeit.Der Graf von Lauffen (Dr. Herbert Heiligers) will seineTochter Rosamunde, gefühlvoll dargestellt von Solveig Gehrig, an Ritter Wolf von Hirschhorn (Hans-Georg Mitsch) verehelichen. Das Spiel macht aber der Bösewicht, der Neckarsteinacher Landschad (Werner Roth) nicht mit. Mit Gefolge pocht er an die Tore von Dilsberg, gebietet Einlass, was ihm der Dilsberger Graf, trunken vom Glück seines Kindes, trotz der Warnungen des Schlosshauptmanns (Andreas Bellem), der Grafenmutter Kunigunde (Christa Kohl) und des Türmers (Karl Schmitt) gewährt. Sie können aber das herandräuende Unheil, zusammen mit der Kammerzofe Renate (Svenja Bayer) nicht aufhalten. |
Der Herold (Paul Wildenberg) kündigt das Hochzeitswerben von Wolf an, unbefangen und farbig tanzt der Kinderreigen (Gisela Zeller) auf, da reißt Ulrich, der Sohn des Steinachers Pleikert, sein Visier herunter und fordert die Rose als Braut für sich. Da ist der Graf von Dilsberg in seinem Ritterwort gefangen, hat er doch, wie ihn das gellende Gelächter von Pleikert erinnert, seine Rose im zarten Kindesalter dem Ulrich als Braut versprochen. Nun wird es ernst, die Hochzeitsfeier kippt vom scheinbaren Glück des Hochzeitspaares zur Fortsetzung der früheren Fehde zwischen Dilsberg und Steinach, Schwerter werden gezogen, das feierfreudige "Volk" versinkt in Entsetzen über das weitere Geschehen. Letztlich aber, im Rahmen eines allumspannenden Kosmos und seines "Lenkers der Dinge" löst sich das Geschick der Rose auf unvermutete Weise. |
Beifall erhielten die Akteure auf offener Szene, auch die Elfen, der muntere Kinderreigen, und - von allen anerkannt - am meisten Anni Richter, welche fast alle selber eingekleidet hatte und damit die Masse - das "Volk" - zur Hauptzielscheibe des Blitzlichtgewitters, zum heimlichen Star gemacht hatte. Angedeutet hatte sich dies schon vor Beginn des Spiels, als die Burgfrauen von Dilsberg und auch aus Mückenloch höfische Tänze vorführten. |
Petra Lehr hatte die Schauspieler bühnengerecht geschminkt, die Technik (Günter Wiesner / Klaus Lehr) setzten die Technik sekundengenau ein, Ernst Roth hatte die Bühne ausgestaltet, die wackeren jungen Knappen, anderweitig festgehalten, übten dann doch noch nach der Uhr ihren Assistentendienst bei den Rittern aus, die Souffleuse Maria Roth musste, verborgen hinter der Bühne, nur wenig selber sich in Szene setzen, und Regisseur Werner Roth schließlich hatte mit seiner "Taktik", von seinen Leuten bei den Proben etwas mehr zu verlangen, als der Alltag mit Beruf und an deren Beanspruchungen eigentlich erlaubte, Recht behalten. |
Jedenfalls dankte das Publikum, das ungerührt von Kälte und Regen gekommen und auch bei Nieselregen geblieben war, allen Teilnehmern insgesamt für diese Darstellung der "Rose von Dilsberg", ebenso auch wie 1. Vorsitzender Prof. Dr. Dr. Wolfgang Zeller von der Burgbühne Dilsberg e.V. Jedenfalls erhofft man sich auf dem Dilsberg mehr Sonne für die Aufführungen am kommenden Freitag und Samstag jeweils um 21 Uhr, damit die Dilsberger Wehr auch mehr Zuschauer einweisen muss, als es diesmal der Fall war. Stefan Wiltschko |
Akteure
Pförtner: Gerhard Schilling / Rudolf Maurer |
RNZ 15.06.2000 |
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