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Mythos "Rose"

 
Die Rose von Dilsberg - "... oft wird bei der Dilsberger Ortsverwaltung angefragt, ... wann denn wieder Aufführung der 'Rose' sei? ..." Was mag es wohl sein, das die Spiele in Dilsberg mit solchem Zauber umgibt? Welch magisches Etwas umwebt diese alte Sage aus dem Neckartal und das von Bruno Hermann Hottenroth zu einem packendem Ritterspiel verarbeitete Stück? Ist es die Umgebung, deren Schönheit dazu beiträgt? Oder ist es die ausgesprochen romantische Burganlage, womöglich das alles noch in einer lauen Johannisnacht?
 
Vielleicht ist der Grund das Erstaunen über die intensive Zusammenarbeit und die Begeisterung der vielen Mitwirkenden, der Zusammenhalt der Ortsbewohner, was die Menschen bei den "Rose"-Aufführungen so beeindruckt?
 
Tatsache ist, dass den Dilsbergern bei ihren Volksspielen der Erfolg stets Pate stand. Das allein spricht für sich. Obwohl die literarische Qualität des Stoffes höchsten Ansprüchen nicht gerecht wird, kann man den Spielen dennoch nicht einen bezaubernden Reiz absprechen.
 
Der Dichter des Stückes? Auch das ist inzwischen Geschichte. Sein Leben war ein einziges Abenteuer. Bittere Armut überschattete sein Dasein. Ständig wechselte künstlerischer Erfolg mit privatem Ruin.
 
Wen interessiert's? Dennoch, Hottenroths Werdegang als Künstler wäre einer Untersuchung wert. Vermutlich wird kein Theaterlexikon je den Namen dieses exzentrischen, romantisch veranlagten Dichters vermerken. Uns Dilsbergern jedoch ist er mit dem Volksspiel "Die Rose von Dilsberg" zu einem - inzwischen - treuen Heimatfreund geworden ...
 
Frans Hermans


Zeitung: Tageblatt 1911

Volksspiele auf der Burgveste Dilsberg

Ausgehend von dem Gedanken, dass das Theater ein Heiligtum des deutschen Volkes sein soll, dazu berufen dramatische Werke, deren Inhalt heimischem Mythos und historischen Vorgängen entnommen, auf weithin sichtbarer Stätte dem Volke vorzuführen entstanden im Sommer diese Spiele. Und wahrlich! Der Versuch, auf der alten verwitterten Bergveste das Unternehmen zu begründen, war genial, denn nicht selten finden wir ein solches Plätzchen wieder, das ganz dazu angetan scheint, die Natur der Kunst dienbar zu machen. Hier oben, losgelöst von allen beengenden Gefühlen des Bedrücktseins empfindet man noch den echten, reinen Zauber der Natur, während die Romantik längst ins Grab gesunkener Jahrhunderte ihre Gefolgschaft bildet.

Der Ausspruch Albrecht Dürers: „Alle Kunst steckt in der Natur; wer sie  daraus   mag reissen, der hat sie“, hat sich hier vollauf bewahrheitet, denn der Besuch von 13 000 Personen während der Spiele 1910 spricht von einem offenen ehrlichen Erfolg, wodurch gleichzeitig der Beweis erbracht worden ist, dass das deutsche Theater, nicht in geschlossenen Räumen, sondern in Gottes erhabener Schöpfung, umrahmt von den Coulissen des ewigen Weltwunders und aufgebaut in der Szenerie des unendlich Erhabenen seinen Platz hat.

Und in der Hoffnung auf weitere kommende Erfolge, schicken wir unsere Boten wiederum in die Lande hinaus, Jung und Alt, Vornehm und Gering einladend, eine Stätte zu besuchen, die durch Natur und Kunst gleichermassen gemeinsam geweiht ist, damit jeder es selbst verspüre, was das folgende, dem Dichter der „Rose von Dilsberg“ zugeeignete Gedicht uns kündet:

Noch stehen fest, wie ehdem deine Mauern,
Vom hohen Bergfried mächtig überragt.
Hat sie umsonst der Zahn der Zeit benagt?
Wirst du der Dinge Wechsel überdauern?
Man wähnt, vom Torturm muß’ der Wächter lauern,
Ob nicht ein Feindestrupp bergaufwärts jagt,
Wie einst, da Tilly kühn den Sturm gewagt,
Um über blutge Häupter nur zu trauern. —
Laß, Wandrer, nimmer dich den Weg verdrießen,
Nach oben wall zu einkehrvoller Ruh,
Vergessen sei die wilde Hast der Zeit
Lern dieses Erdenwinkels Reiz' genießen:
Aus jedem Mauerspalt raunt warm dir zu
Mit Geisterstimme die Vergangenheit

 

 

 

 

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